Viele Brauereien in Bayern stehen derzeit vor einem Problem: Die Kohlensäure, die sie für die Herstellung ihres Bieres benötigen, ist knapp. Lieferschwierigkeiten sind an der Tagesordnung, oftmals erreicht die Hersteller nur ein Teil der georderten Kohlensäure.

Brauerei-Besitzer sprechen von einer "sehr ernsten Situation". Einige Unternehmen haben die Produktion wegen des Kohlensäure-Mangels schon jetzt eingeschränkt. Die fehlende Planungsunsicherheit macht ihnen zu schaffen. Wie gefährdet ist die bayerische Bierproduktion?

Wegen Kohlensäure-Mangel: Bayerische Brauereien fürchten um Bierproduktion

In vielen Brauereien in Bayern sind die Kohlensäure-Tanks zur Zeit leer. Auch Nachbestellungen können nur in Teilen geliefert werden. Der Grund: Der Markt ist leergefegt. Die hohen Gaspreise haben nämlich dazu geführt, dass viele Hersteller von Düngemitteln die Produktion eingeschränkt haben. Da Kohlensäure als Nebenprodukt bei der Düngerherstellung anfällt, wird auch dieses kaum noch produziert.

Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, bedroht der Kohlensäure-Mangel auch die Bierproduktion in Bayern. Manche Hersteller, wie die Brauerei Jacob in der Oberpfalz, versuchten sogar im Ausland Ersatz zu beschaffen - doch vergeblich. "Man ist froh, wenn man sagt, ich bekomme eine Wochenmenge. Und dann schaut man mal nächste Woche weiter", beklagt Brauer Fritz Jacob gegenüber dem BR seine Lage. Sollte die Kohlensäure noch knapper werden, müsse er die Herstellung von Limo und Sprudel zugunsten der Bierabfüllung einschränken.

Einige Brauereien sind diesen Schritt bereits gegangen und haben ihre Limo-Produktion schon heruntergefahren - teilweise sogar komplett. Im schwäbischen Kaufbeuren stellte die Aktienbrauerei ihre Limonaden-Herstellung bereits am 8. September 2022 ein, wie der BR  berichtet hatte. Bei der Privatbrauerei Zötler in Rettenberg hatte man zu diesem Zeitpunkt zwar noch Vorräte, schloss aber ebenfalls nicht aus, die Limonaden-Produktion bald einzustellen, wenn der Kohlensäure-Nachschub weiter ausbleibt.

Engpässe bei der Bierproduktion: Preissteigerungen für Kunden drohen

Die großen Brauereien spüren den Kohlensäure-Mangel ebenfalls. Doch verfügen sie oftmals über hauseigene Kohlensäure-Rückgewinnungsanlagen, die den Engpass abfedern helfen. So ist es etwa bei einigen fränkischen Brauereien wie bei Maisel in Bayreuth und Tucher in Fürth. Hier wird Kohlensäure. die bei der Gärung des Bieres entsteht, abgefangen und weiterverwendet.

Sorgen macht den Brauereien auch der mit dem Mangel verbundene Preisanstieg. Der Brauereikonzern Carlsberg kritisierte diesen etwa. Rund 10 bis 15 Prozent sei das Gas teurer geworden. Carlsberg zufolge ist eine Gasknappheit in der Lebensmittelbranche während der Sommerzeit nicht außergewöhnlich. Kohlendioxid ist ein Nebenerzeugnis der Düngemittelproduktion und die nimmt im Sommer normalerweise ab. Der Mangel in diesem Jahr sei aber deutlich drastischer. Angaben des Industriegas-Anbieters Air Liquide zufolge, haben CO2-Hersteller die Produktion weiter als normalerweise eingeschränkt.

Müssen Verbraucher ab jetzt auf blubbernde Getränke verzichten? Es ist nicht auszuschließen, dass es in Zukunft zu Lieferengpässen bei Bier, Mineralwasser und Limonaden in den Supermärkten kommen könnte - so wie es in diesem Jahr schon beim Speiseöl der Fall war. Carlsberg hatte in Polen bereits vor einem möglichen Produktions-Stopp gewarnt. Dazu würde es aber kommen, wenn sich die Knappheit weiter zuspitzt. Brauerei-Besitzer gehen außerdem davon aus, dass es zu Preissteigerungen für Kund*innen kommen wird.