Jeder hat es bestimmt schon einmal gesehen: Bierkisten als Sitzmöbel oder wahlweise als Tisch- beziehungsweise Regal-Ersatz. Vor allem von Studenten-WGs kennt man das. Fehlende Stühle werden da fix durch die Kisten ersetzt oder sie werden kurzerhand zum Fahrradkorb umfunktioniert.

Doch auch die leeren Bierflaschen finden oft nicht den Weg zurück in die Brauerei. Woran liegt es, dass das Leergut verschwindet? inFranken.de ist diesem Rätsel auf die Spur gegangen.

Leergut und Bierkästen fehlen: Ein Thema, das viele kleine Brauereien beschäftigt

Dieses Thema sei gerade für Klein-Brauereien ein "leidiges", erzählt Matthias Trum, Geschäftsführer der Bamberger Rauchbierbrauerei Schlenkerla. Auch seine Brauerei sei vom Leergut-Schwund sehr stark betroffen.

Warum die Kästen allerdings verschwinden, kann der Geschäftsführer nur mutmaßen. "Man kann natürlich nicht in die Köpfe der Konsumenten hineinschauen. Vielen wird vermutlich nicht bewusst sein, dass die Brauereien beim Pfand massiv drauflegen und denken dann: "Ich habe für den Kasten ja bezahlt, dann ist es doch egal, ob und wann ich den zurückgebe."

Außerdem spielen auch überregionale Käufer wie zum Beispiel Touristen eine Rolle, die Flaschen und Kästen mitnehmen - und nicht mehr zurückbringen. Aber auch im Großhandel habe die Brauerei teils massiven Schwund. Wie Trum erklärt, lohne  sich der Sortier- und Rücktransportaufwand bei den geringen Pfandpreisen für den Handel nicht.

Der Schwund hat auch wirtschaftliche Folgen

Pro Jahr müssten laut Trum circa 10.000 Kästen und circa eine halbe Million Flaschen nachproduziert werden.  Das bedeutet für die Brauerei, dass sie je nach Kasten- und Flaschentyp für jeden Nachkauf mindestens acht Euro zahlen muss. Das Pfand für einen Kasten mit Flaschen läge aber bei 3,10 Euro. Im Klartext heißt das: "Wir verlieren bei jedem nicht-zurückgegebenen Kasten massiv Geld", führt Trum aus.

Ein höherer Pfandwert würde, so Trum, sicher helfen, um den Schwund einzudämmen. "Außerdem sollten auch die Verbraucher besser informiert werden, welche Vorteile das Mehrwegsystem hat – wenn sie denn das Leergut zurückgeben." Seiner Meinung nach wäre dazu auch eine finanzielle Förderung des Mehrwegsystems sinnvoll. Als Beispiel nennt er finanzielle Vorteile für den Handel, wenn dieser sich um die Rückgabe und Sortierung kümmert.

Auch eine einheitliche Flaschenform könnte helfen. Da unterschiedliche Formen den Sortieraufwand massiv erhöhen, sei ein gutes Leergutmanagement für den Handel unmöglich. "Ich halte es aber für unmöglich, so etwas in der Praxis durchzusetzen, zumal dann für alle Betriebe, die gegebenenfalls auf die Einheitsflasche umstellen müssten, sofern sie sie nicht schon haben, massive Kosten zukommen", erklärt Matthias Trum. Vielleicht finden nach dieser Erklärung ja doch noch einige Kästen und Flaschen zur Brauerei zurück.