• Rund um das Biertrinken gibt es zahlreiche Bräuche
  • Was hat es mit dem Absetzen des Bierkrugs nach dem Anstoßen auf sich?
  • Verschiedene Erklärungsversuche zu dem Mysterium

Mit über 260 verschiedenen Brauereien ist Franken die Bierregion Nummer 1 in der Bundesrepublik. Doch auch wenn man Stunden und Tage damit verbringen könnte, darüber zu diskutieren, welches Bier nun das Beste ist, geht es in diesem Artikel um etwas ganz anderes: nämlich ums Absetzen nach dem Anstoßen. 

Absetzen nach dem Anstoßen mit Bier  - warum man das macht

Viele Legenden und Mythen wandeln sich um die bekannte Trinkgeste. Nicht wenigen ist sie selbst schon aufgefallen oder man hat sie unbewusst automatisch einfach selbst auch mitgemacht. Doch was steckt eigentlich dahinter? So viel sei schon jetzt verraten: Eine klare Antwort gibt es nicht. "Um diesen Brauch, nach dem Anstoßen die Trinkgefäße abzusetzen, ranken sich unzählige Anekdoten", beteuert auch Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauer-Bund gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Trotzdem gibt es verschiedene Erklärungsversuche, die alle irgendwo auch einen Sinn ergeben. 

Ein Grund könnte sein, dass man durch das Absetzen das Anstoßen nachträglich aufheben will. So haben Menschen, die im Streit miteinander lagen, aber durch die gesellige Runde dazu genötigt wurden, miteinander anzustoßen, den Gruß rückwirkend aufheben können. Ebenso gilt das Absetzen auf dem Tische als eine Art Gruß an alle anderen, die in der Kneipe oder im Bierzelt anwesend sind, aber nicht direkt mit am Tisch sitzen. Würzburgerleben.de erklärt, dass dies auch darauf zurückzuführen ist, dass man ursprünglich an enorm großen Tafeln trank und es daher schier unmöglich war, mit jedem anzustoßen. Durch das Absetzen und die dadurch entstandenen Schallwellen im Tisch wollte man aber dafür sorgen, dass jeder eine Art Gruß bekam. 

Noch weiter zurück geht die Theorie, dass das Absetzen dazu diente, bei einem ursprünglichen Bierkrug mit Zinndeckel, den Deckel anheben zu können. Auch gibt es die Überlegung, ob man dadurch Tropfen oder Bier, dass beim Anstoßen übergeschwappt war, abschütteln wollte. Die Seite die-freien-brauer.com legt außerdem nahe, dass das Absetzen auch der Prüfung galt, ob wirklich alle mittrinken. 

Brauer aus Franken hat eigene Theorie

Ebenfalls weit verbreitet ist die Annahme, dass das Absetzen ein Zeichen des Respekts ist. Besonders im Mönchtum soll es den Zweck gehabt haben, dem Abt den Vorrang zu lassen, ehe der Rest der Mönche trinken durfte. So hatte man zwar zusammen angestoßen, den Abt aber stets den ersten Schluck machen lassen. Da auch Gott seinen "Anteil" am Bier hat, galt die Geste außerdem als Symbol der Dankbarkeit. Man sollte das Bier "erden", um es nicht wie ein einfaches Gesöff hinunterzustürzen. 

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Es kursiert außerdem die Theorie, dass das Absetzen den Zweck hatte, die Zeche im Auge zu behalten. Meist werden Getränke und die darauf resultierenden Schankschulden auf dem Bierdeckel notiert. Das Absetzen würde verhindern von einem zwielichtigen Kameraden einen falschen Bierfilz unterjubelt zu bekommen und womöglich eine falsche Rechnung zahlen zu müssen. 

Der aus Memmelsdorf stammende Brauer Lukas Pretzer verbindet das Absetzen zudem noch mit einer ganz anderen Bedeutung: "Als im 19. Jahrhundert große Teile Frankens in Bayern eingegliedert wurden, waren viele damit nicht so glücklich. Sofern bekennende Franken mit Bayern am Tisch saßen, galt das Absetzen als Gruß untereinander, um sich zu symbolisieren, 'Obacht, das sind Bayern!'", so Pretzer gegenüber inFranken.de.

Was ursprünglich wirklich hinter dem Absetzen steckt und wie viel die Geste heute noch mit ihrer ursprünglichen Bedeutung gemeinsam hat, ist schwer zu sagen. Was aber glasklar ist,  ist, dass sie sicherlich nicht mehr so schnell aus den Kneipen, Wirtshäusern und Bierzelten verschwinden wird. Auch dieses Jahr wird wieder heftig angestoßen - denn die Bockbiersaison startet. Wann und wo angestochen wird, erfährst du hier.  In diesem Sinne: Prost!

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